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UNTERNEHMERTAG

«Wir müssen Sorge tragen zum Standort»

Liechtensteins Regierungschef-Stellvertreterin und Wirtschaftsministerin Sabine Monauni zeigt sich aller Unsicherheiten und Herausforderungen zum Trotz zuversichtlich. Sie sieht sowohl den Staat als auch die Wirtschaft in der Verantwortung, die Rahmenbedingungen für den Wirtschaftsstandort zu stärken.

Interview: Patrick Stahl

Frau Monauni, wie nehmen Sie aktuell den Liechtensteiner Konjunkturmotor wahr?

Die aktuelle Konjunkturumfrage zeigt grundsätzlich nach wie vor ein positives Bild. Am Ende des zweiten Quartals 2023 beurteilen Industrie- und Dienstleistungsfirmen die allgemeine Lage mehrheitlich als befriedigend und gehen davon aus, dass sich die Situation im zweiten Halbjahr nicht gross verändert. Liechtensteins Konjunktur ist von den weltweiten Märkten abhängig. Die globale wirtschaftliche Entwicklung hat sich abgekühlt. Wir beobachten vor allem in Deutschland eine schwache Entwicklung. Auch wenn die Inflation in Europa zurückgegangen ist und sich Anzeichen für eine künftige positive Entwicklung mehren, bleibt eine Prognose wegen des komplexen internationalen Umfelds schwierig.

Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen für die Zukunft?

Eine der grössten Herausforderungen für die liechtensteinische Wirtschaft stellt der zunehmende Mangel an Fach- und Arbeitskräften dar. Hier befinden wir uns im Wettbewerb mit den umliegenden Ländern. Für Liechtenstein als sehr kleine, exportorientierte Volkswirtschaft ist die Verfügbarkeit von Fachkräften im globalen Standortwettbewerb eine Voraussetzung für nachhaltiges Wirtschaftswachstum und für den Erhaltung unseres Wohlstands. Hier liegt es vor allem an den Unternehmen, sich als attraktive Arbeitgeber zu positionieren. Aber auch der Staat ist gefordert, bestmögliche Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen.

Was kann Liechtenstein gegen den Fachkräftemangel unternehmen?

Politik und Wirtschaft sind bei diesem Thema gleichermassen gefordert. Die Regierung hat unter der Leitung des Wirtschaftsministeriums eine Arbeitsgruppe mit den betroffenen Amtsstellen und Wirtschaftsverbänden eingesetzt, um gemeinsam zielgerichtete Massnahmen zu entwickeln. Es geht dabei vor allem um die bessere Mobilisierung des inländischen Arbeitskräftepotentials, die Flexibilisierung des Rentenalters, die Förderung der Aus- und Weiterbildung, aber auch um flexiblere Arbeitsmodelle.

Wie beurteilen Sie die langfristigen Wachstumsaussichten für Liechtenstein?

Die liechtensteinische Wirtschaft hat sich in vergangenen Krisen als sehr widerstandsfähig erwiesen und sich jeweils relativ rasch von kurzfristigen Einbrüchen erholt. Aufgrund der labilen geopolitischen Situation und der hohen Exportabhängigkeit bleiben jedoch grosse wirtschaftliche Unsicherheiten. Die Liechtensteiner Unternehmen haben wiederholt bewiesen, dass sie vorausschauend agieren und flexibel und innovativ auf neue Umstände reagieren können. Trotzdem müssen wir zur Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Sorge tragen und die guten Rahmenbedingungen erhalten und weiterentwickeln. Dazu gehören eine liberale Wirtschaftspolitik, die auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist, niedrige Lohnnebenkosten, eine schlanke und effiziente Verwaltung, ein gesunder Staatshaushalt sowie ein attraktives Umfeld für innovative Unternehmen.

Was kann der Staat unternehmen, um noch attraktiver zu werden für Unternehmen?

Ich sehe grosse Chancen in der Digitalisierung, da dadurch Ressourcen effizienter genutzt und die Produktivität gesteigert werden kann. Wir wollen den Prozess zur Gründung und Ansiedlung eines Unternehmens vereinfachen und in den nächsten vier Jahren vollständig digitalisieren. In einem ersten Schritt soll die Gründung einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) online ermöglicht werden – weitere Rechtsformen werden schrittweise folgen. Ein weiteres Beispiel ist die digitale Meldebestätigung für Grenzgänger. Staatsangehörige eines EWR-Mitgliedstaates, die in Liechtenstein erwerbstätig sind, können die Grenzgängermeldebestätigung neu über die elektronische ID anzeigen.

Der diesjährige Unternehmertag steht unter dem Motto «Offensiv in die Zukunft». Was bedeutet dies für Sie?

Die geopolitische Situation ist nach wie vor sehr instabil und das wirtschaftliche Umfeld für unsere Unternehmen bleibt herausfordernd. In turbulenten Zeiten, wie wir sie derzeit erleben, ist es wichtig, dass Führungspersonen in Wirtschaft und Politik Zuversicht ausstrahlen, mutig und zukunftsgerichtet handeln. Wir müssen daher weiterhin den Schulterschluss zwischen allen Beteiligten suchen, um zielgerichtete Lösungen für die anstehenden Herausforderungen zu finden. Wenn wir gemeinsam die grossen Herausforderungen als Chance begreifen und positiv nutzen, bin ich überzeugt, dass uns dies gelingen wird.

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