Die Hoval-Gruppe wandelt sich von einer Hardware-Kesselfirma zu einem software-getriebenen Mechatronik-Unternehmen. Co-CEO Fabian Frick spricht über die Herausforderungen dieser Transformation und die Forderungen an die Politik für den Werkplatz Liechtenstein.
Hoval ist ein international tätiges Unternehmen mit starken Wurzeln in Liechtenstein. Welche Rolle spielt der Standort Liechtenstein heute für das Unternehmen?
Der Standort Liechtenstein spielt eine zentrale Rolle für das Unternehmen. Hier befindet sich der Hauptsitz der Hoval Gruppe, der als Dreh- und Angelpunkt für zahlreiche wichtige Funktionen dient. Wichtige Gruppenfunktionen wie Geschäftsleitung, Marken-Management, HR, Produkt- und Segmentmanagement sowie wichtige Kompetenzen aus der Forschung und Entwicklung sind hier beheimatet. Liechtenstein ist nicht nur der geografische Ursprung des Familienunternehmens, sondern auch ein wichtiger Identitätsgeber. Die enge Verbindung zu Liechtenstein prägt die Unternehmenskultur und das Selbstverständnis von Hoval.
Als Familienunternehmen steht Hoval für Tradition und Kontinuität. Wie gelingt es Ihnen, diese Werte auch in einer zunehmend schnelllebigen Geschäftswelt zu bewahren?
Unsere Hoval-Werte «familiär, verantwortungsbewusst, technologiebegeistert und lösungsorientiert» bilden das Fundament unserer Unternehmenskultur. Sie dienen uns als Stabilisator und Orientierungsgeber, wodurch wir Kontinuität und Tradition schaffen können. Genau diese gelebte Werte-Basis ermöglicht es uns, agil und resilient zu bleiben, unsere traditionellen Werte mit den Anforderungen der modernen und dynamischen Geschäftswelt in Einklang zu bringen und nachhaltig erfolgreich zu sein.
Hoval steht seit Jahrzehnten für innovative Lösungen im Bereich Heiz- und Klimatechnik. Wie gelingt es Ihnen, ein beständiges Mass an Innovation im Unternehmen zu fördern?
Die Transformation der Hoval Gruppe von einer Hardware-Kesselfirma zu einem software-getriebenen Mechatronik-Unternehmen ist eine der grössten Herausforderungen. Um diesen Wandel erfolgreich zu gestalten, setzen wir auf konsequentes Change-Management. Dies bedeutet, dass wir an vielen Fronten neue Wege gehen und uns auf diese Veränderungen vorbereiten müssen. Das hauseigene Know-how reicht nicht aus, um diesen Wandel erfolgreich zu bewältigen. Daher rekrutieren wir spezifische Know-how-Träger, welche uns neue Wege der Innovation aufzeigen. Zudem unterstützen uns auch Partnerschaften mit Spezialisten dabei, diese Wege zu beschreiten und gezielt Ressourcen und Kompetenzen bereitzustellen.
Der Gebäudesektor steht im Zentrum der Energiewende. Welche Verantwortung sehen Sie für Hoval – und wie begegnen Sie den damit verbundenen Herausforderungen?
Hoval hat seit über 30 Jahren den Claim: «Verantwortung für Energie und Umwelt». Diese Verantwortung ist für uns also nicht neu. Wir sehen die Herausforderung als einmalige Chance, die Hoval Gruppe neu zu positionieren. Wir verfolgen eine klare, auf die Energiewende zugeschnittene Strategie. Das ist herausfordernd, da die Energiewende politischen Strömungen unterworfen ist. Strategische Projekte, wie z.B. der Neubau eines Wärmepumpen-Werks erfordern langfristige Planung und können nicht agil angepasst werden.
Welche Entwicklungen – technologisch, gesellschaftlich oder politisch – werden die Heiz- und Klimatechnikbranche in den nächsten fünf bis zehn Jahren besonders prägen?
Die Wärmepumpe wird, trotz Marktturbulenzen, im kleineren Leistungssegment dominieren. Im grossen Leistungsbereich werden Nah- und Fernwärme sowie Anergie-Netze weiter an Bedeutung gewinnen. Dazwischen wird es einen interessanten Mix geben, bei dem Gas eine sehr wichtige Rolle spielen wird. Die Kunden werden vermehrt service-orientiert, was neue Dienst leistungs-Geschäftsfelder eröffnet. Die Digitalisierung wird im Gebäudesektor unverzichtbar. Es bleibt zu hoffen, dass die jüngere Generation auf ihren CO2-Footprint achtet. Die Politik hat hoffentlich aus den massiven Fehlern der letzten drei Jahre gelernt und schafft Klarheit über die Unterstützung in der Energiewende. Sie steht in der Verantwortung, faire Wettbewerbsverhältnisse zu schaffen, um relevante Branchen vor Wettbewerbsverzerrungen zu schützen.
Was wünschen Sie sich für den Werkplatz Liechtenstein in den kommenden Jahren – und welchen Beitrag können Politik, Wirtschaft und Gesellschaft dazu leisten?
Ich wünsche mir weiterhin stabile politische Verhältnisse, wie wir sie seit vielen Jahren kennen und die Liechtenstein besonders auszeichnen, sowie eine unternehmerfreundliche Politik, die konsequent für das Fortbestehen von Standortvorteilen sorgt. Wir müssen uns dafür einsetzen, hochqualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen, um unsere Kompetenzfelder zu sichern. Gleich zeitig ist es erforderlich, kontinuierlich daran zu arbeiten, unsere Position auf den Weltmärkten zu stärken, was auch den Werkplatz in Liechtenstein absichert. Man sollte die Begeisterung für die Industrie und die MINT-Fächer fördern, da innovative Systeme die Herausforderungen von morgen lösen. Unsere Gesellschaft muss verstehen, dass die Wirtschaft täglich im Wettbewerb steht und flexible Anpassungsfähigkeit unabdingbar ist.