Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein wird erstmals am Unternehmertag sprechen. Das stellvertretende Staatsoberhaupt setzt auf liberale Rahmenbedingungen, eine gute Bildung sowie einen guten Zugang zu Wissenschaft und Forschung.
Durchlaucht, der Unternehmertag feiert dieses Jahr sein 20-jähriges Jubiläum. Welche Bedeutung messen Sie dieser Plattform für den Wirtschaftsstandort Liechtenstein bei?
Der Unternehmertag ist zu einem wichtigen, identitätsstiftenden Anlass für die Liechtensteiner Wirtschaft geworden. Er ist ausserdem eine hervorragende Plattform des Austauschs für unsere Unternehmen.
Liechtenstein ist bekannt für Stabilität, Innovationskraft und Unternehmergeist. Welche Rahmenbedingungen sehen Sie als besonders entscheidend für die Weiterentwicklung dieser Stärken?
Für die Weiterentwicklung dieser Stärken halte ich es für besonders entscheidend, Planungssicherheit und möglichst viel Gestaltungsräume zu bieten, indem wir nur zurückhaltend und zielgerichtet regulieren. Ausserdem ist es wichtig, dass wir unser Aus- und Weiterbildungssystems weiter optimieren und einen guten Zugang zu Wissenschaft und Forschung – auch durch enge Kooperation mit unseren Nachbarstaaten – sichern.
Die Welt erlebt geopolitische, wirtschaftliche und technologische Umbrüche. Welche Herausforderungen und Chancen ergeben sich daraus für ein kleines, aber global vernetztes Land wie Liechtenstein?
Als Kleinstaat mit einer sehr international ausgerichteten Wirtschaft sind solche Umbrüche eine Herausforderung, zumal wir diese Umbrüche nicht beeinflussen können. Wir können sie jedoch auch als Chance nutzen, indem wir diese Veränderungen akzeptieren und sie nicht als Bedrohung, sondern als Gelegenheit sehen, sich weiterzuentwickeln. Dazu müssen wir uns auch auf unsere eigenen Stärken besinnen und in unsere Grundwerte vertrauen, die sich über lange Zeit als Richtschnur bewährt haben.
Werte wie Verantwortung und Nachhaltigkeit gewinnen in der Wirtschaft zunehmend an Bedeutung. Wie beurteilen Sie die Rolle von Familienunternehmen und langfristig denkenden Eigentümern in diesem Kontext?
Eigentümergeführte Unternehmen bilden und bleiben das Rückgrat einer gesunden, sich kontinuierlich entwickelnden Volkswirtschaft unserer Grössenordnung. Die Förderung der Eigenverantwortung und des selbstständigen Unternehmertums ist auch in Zukunft eine Aufgabe, für die entsprechend liberale Rahmenbedingungen eine Grundvoraussetzung sind.
Innovation ist ein zentraler Erfolgsfaktor – auch für Liechtenstein. Welche Rolle sollte der Staat spielen, um unternehmerische Innovation zu fördern, ohne zu stark einzugreifen?
Innovation kann nicht staatlich verordnet werden, sondern entsteht im Wettbewerb der Ideen und Visionen sowie durch vielfältige wirtschaftliche, technologische und gesellschaftliche Entwicklungen. Innovationen sind die Antwort darauf und deshalb soll der Staat möglichst wenig regulieren, sondern durch entsprechende liberale Rahmenbedingungen zur Innovation motivieren, auf eine gute Bildung sowie einen guten Zugang zu Wissenschaft und Forschung achten.
Welche Überlegungen sind Ihnen darüber hinaus in Bezug auf die zukünftige Rolle des Staates wichtig?
Die kurzen Wege sind für unsere Unternehmen ein grosser Wettbewerbsvorteil. An diesen muss permanent gearbeitet werden. Daher sollte der Staat periodisch hinterfragen, welche Aufgaben am besten auf Landesebene und welche auf Gemeindeebene und welche durch Private wahrgenommen werden.
Was wünschen Sie sich persönlich für die nächsten 20 Jahre Unternehmertum in Liechtenstein – wirtschaftlich, gesellschaftlich und politisch?
Für die nächsten 20 Jahre wünsche ich mir, dass wir unseren grossen Unternehmergeist in Liechtenstein bewahren. Dieser war nicht nur im Bereich der Wirtschaft ein Erfolgsrezept, sondern auch in anderen Bereichen unseres Staatswesens, insbesondere durch die vielen gemeinnützigen Vereine und Stiftungen. Ich bin zuversichtlich, dass uns dies gelingt, wenn wir auf die dazu nötigen Rahmenbedingungen achten.
