UNTERNEHMERTAG
Bildlegende: Wettbewerbsfähigkeit ist lebenswichtig: Alexander Ospelt, Verwaltungsratspräsident der Ospelt-Gruppe.
«Innovation ist für uns zentral»
Alexander Ospelt ist Verwaltungsratspräsident der Ospelt-Gruppe und amtierender Entrepreneur Of The Year in Liechtenstein. Er verfolgt aufmerksam neue Trends in der Lebensmittelbranche. Von Iris Kuhn-Spogat und Dirk Schütz
Die Fleischindustrie steht in der Corona-Pandemie besonders im Fokus. Wie haben Sie reagiert?
Als es losging, haben wir hier in der Administration sofort umgestellt. Ich habe das Einfahrtstor zum Werksgelände an unserem Hauptsitz hier in Bendern zugemacht, denn ich wollte sicher sein, dass so wenig Aussenstehende wie möglich auf das Betriebsgelände kommen. Wir haben alle drei Fabrikläden geschlossen. Zudem haben wir sofort damit angefangen, bei allen Mitarbeitern, die zur Arbeit kamen, Fieber zu messen, und wir haben Schutzmasken auch in den Büros verordnet.
Sie haben in Liechtenstein sehr viele Mitarbeiter aus Vorarlberg. Wie haben Sie das geregelt?
Die Lebensmittelbranche ist systemrelevant. Deshalb gab es Sonderregeln, auch mit Österreich. Die Mitarbeiter aus Vorarlberg erhielten von uns eine Bescheinigung, damit sie die Grenze passieren konnten. Das klappte reibungslos.
Haben Sie voll weitergearbeitet?
Ja, hier in Liechtenstein zu 100 Prozent, wir mussten auch keine Kurzarbeit anmelden. Nur in unserer Produktion in Geroldswil, wo wir Sandwichs herstellen, haben wir auf Kurzarbeit umgestellt. Dieses Geschäft ist um mehr als ein Drittel zurückgegangen. Den Mitarbeitern habe ich die Lohneinbusse ausgeglichen.
Haben Sie von der Krise sogar profitiert?
Insgesamt sind wir bis jetzt gut weggekommen. Es hilft sehr, dass wir breit diversifiziert sind. In einigen Bereichen produzierten wir viel mehr als zuvor, in anderen weniger. Der Gastro- und auch der Take-away-Bereich sind zurückgegangen. Dafür lief es im Detailhandel sehr gut. Gesamthaft gesehen stehen wir sogar leicht besser da als im Vorjahr.
Was lief besonders gut?
Tiefkühlpizzen und Tiernahrung. Als sich die Kunden am Anfang der Krise eindeckten und Hamsterkäufe tätigten für lang haltende Produkte, dachten sie auch an ihre Tiere. Tierfutter verkaufte sich so gut wie Klopapier.
Wie viel Prozent der Wertschöpfungskette überblicken Sie?
Wir kaufen von den sogenannten Zerlegebetrieben die Teilstücke, die wir in Bendern verarbeiten. Für Malbuner verwenden wir ausschliesslich Schweizer Fleisch.
Können Sie sicherstellen, dass das Fleisch, das Sie verarbeiten, unter besseren Bedingungen produziert wird?
Die Schweizer Schlachthöfe, von denen wir unser Fleisch beziehen, sind viel kleiner. Unsere Qualitätssicherung überwacht diese Schlachthöfe und stellt sicher, dass das Fleisch, das hierherkommt, korrekt hergestellt worden ist.
Veganwelle und Fleischersatz rollen an, die Gestelle in Coop und Migros sind voll mit Alternativen. Und immer mehr Menschen haben Skrupel, im Restaurant ein Steak zu bestellen. Wie reagieren Sie darauf?
Als Firmengruppe mit unserer Diversifikation und Grösse ist es sehr wichtig, dass wir uns auf neue Trends einstellen. Wir haben heute in allen Bereichen vegetarische und vegane Produkte im Angebot. Wir bauen das stetig aus.
Wie gross ist die Nachfrage?
Steigend, und deshalb ist auch hier Innovation sehr wichtig. Auch hier gilt: Wir müssen die richtigen Produkte für das richtige Marktsegment mit dem richtigen Preis und der richtigen Verpackung entwickeln. Auch die Zahl der sogenannten Flexitarier, die mal ein gutes Stück Fleisch mögen, aber sich sonst gern fleischlos ernähren, wächst stetig.
Worauf setzen Sie?
Auf Soja-, auf Erbsenprotein-, auf Weizenprodukte. Es gibt einige pflanzliche Grundstoffe, die man benutzen kann. Wir sind gerade dabei, eine ganze Reihe asiatischer Fertiggerichte zu entwickeln, bei denen wir das Poulet durch ein pflanzenbasiertes Protein ersetzen. Es schmeckt wirklich wie Poulet, auch die Textur ist wie Poulet. Erstaunlich.
Essen Sie das auch?
Sicher, das ist doch klar, wenn wir es schon selbst herstellen. Diese Produkte haben einen festen Platz in meinem Ernährungsplan.
Wie investieren Sie für die Zukunft?
Innovation ist für uns zentral. Ich bin mit der Firma aufgewachsen, kenne das gesamte Unternehmen und alle Zusammenhänge en détail. Wenn ich durch den Betrieb gehe und einen Nachholbedarf etwa bei Maschinen sehe, entscheiden und handeln wir schnell. Wir stehen international im Wettbewerb mit Massenprodukten und Spezialitäten, da ist die Wettbewerbsfähigkeit lebenswichtig. Wir müssen effizient sein, über eine kritische Grösse verfügen und qualitativ einwandfrei produzieren. Wir arbeiten grundsätzlich an allen Standorten mit den allermodernsten Anlagen.
Quelle: Bilanz