UNTERNEHMERTAG
«Wir nutzen die Technologie, damit mehr Zeit für das Zwischenmenschliche bleibt»
Marco Weishaupt ist Gründer und Verwaltungsratspräsident von b_smart selection. Er erklärt, wie sich aus einer Idee beim Feierabendbier eine innovative Hotelgruppe mit 26 Übernachtungsbetrieben entwickelt hat.
Was hat Sie dazu inspiriert, die Hotelkette b_smart-Selection zu gründen?
Mit einem Freund diskutierte ich im Jahr 2010 die Idee zur Entwicklung einer Renditeimmobilie. Wir haben damals festgestellt, dass es ein ausreichendes Angebot an Wohn- und Gewerbeflächen gibt. So fingen wir mit der Recherche an und stellten fest, dass die Nachfrage an Hotelzimmern nicht aus reichend bedient wird. Dies war unsere Motivation, die Idee einer Hotelimmobilie zu vertiefen. Es war nie ein Thema, mehrere Hotelbetriebe zu entwickeln respektive zu betreiben.
Welche Philosophie steht hinter b_smart selection?
Die Hotelindustrie hat sich über die letzten Jahrzehnte massiv verändert: Zwar gibt es insgesamt mehr verfügbare Hotelzimmer, die Anzahl Betriebe hat sich jedoch drastisch reduziert. Die Hotellerie hat sich vielerorts auf konzerngeführte Stadthotels und die Ferienhotellerie in den touristischen Regionen reduziert, während die hotelseitige Nahversorgung in nicht touristischen Gemeinden und Kleinstädten erodierte. Mit b_smart wollten wir dem entgegenwirken und ein Tante-Emma-Hotelkonzept entwickeln. So sind unsere Betriebe dort, wo sonst kein ausreichendes Angebot besteht.
Was waren die grössten Herausforderungen, die Sie überwinden mussten?
Wir hatten zum Zeitpunkt unserer Idee weder ein passendes Grundstück noch Kompetenz im Hotelmanagement, geschweige denn ein grosses Portemonnaie. Eine vermeintlich unlösbare Aufgabe. Schritt für Schritt konnten wir diese Puzzlesteine zusammenfügen. In einer derart dynamischen Unternehmensentwicklung wie jener von b_smart gibt es viele kleine und grosse Herausforderungen, mit einem hervorragenden Team lassen sich diese aber lösen.
Was unterscheidet b_smart selection von anderen Hotelketten?
Es unterscheidet uns sehr vieles. Ich würde b_smart nicht als Hotelkette bezeichnen. Wir sehen uns als technologiebasiertes Serviceunternehmen mit den Eigenbetrieben und Services für Drittbetriebe. Unsere Eigenbetriebe sind deutlich kleiner als jene einer klassischen Hotelkette und an B- und C-Standorten domiziliert, wo sich keine Hotelkonzerne bewegen. Mit unserem Geschäftsfeld «b_smart Services» teilen wir unser Wissen und unsere Ressourcen mit aktuell rund 30 Partnerbetrieben.
Welche Rolle spielt Technologie in Ihrem Geschäftsmodell?
Eine zentrale Rolle! Im Zuge unserer damaligen Recherche hörten wir oft, dass unsere zukünftigen Kunden ein gutes und günstiges Hotelangebot suchen. Aus Sicht des Kunden ein verständliches Anliegen, aus Betreibersicht eine nicht unerhebliche Herausforderung. Auf dieser Basis stellten wir uns die Frage, wie man den Betrieb so strukturieren kann, dass die Rechnung sowohl für den Kunden als auch den Betreiber aufgeht. So kamen wir auf das Konzept des Self-Check-in, welches wir in den vergangenen zehn Jahren konsequent umgesetzt haben. Dabei haben wir stets über den Geschäftsprozess und nicht über eigene Software innoviert. Und so ist es heute möglich, dass unser erster und kleinster Betrieb mit acht Zimmern nach wie vor wirtschaftlich erfolgreich funktioniert. Wichtig ist uns, dass wir die Technologie so nutzen, dass unsere Mitarbeitenden mehr Zeit für die zwischenmenschlichen Momente erhalten und die Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle spielt.
Welche Vision haben Sie für die nächsten fünf bis zehn Jahre für Ihr Unternehmen?
Wir werden uns den vielen spannenden Zukunftsthemen mit grosser Gestaltungslust widmen, sowohl auf der Ebene Technologie als auch auf der Ebene Mensch. Auf unsere beiden Geschäftsbereiche übersetzt bedeutet dies: Unsere Eigenbetriebe wollen wir in Bezug auf deren Angebote und Qualität aktiv weiterentwickeln und viele verblüffende Wow- Effekte schaffen. Mit unserem Geschäftsbereich «Services» zielen wir auf ein Wachstum ab, bei dem wir auch neue Märkte erschliessen wollen. Dabei können wir uns die entstehenden Technologien wirkungsvoll zunutze machen.
Welche Lektionen haben Sie aus Ihrer Reise gelernt, die Sie anderen Unternehmern weitergeben würden?
Sich selbst und seinen Werten treu zu bleiben und bei allen unternehmerischen Fragestellungen und Entscheiden den Menschen an allererster Stelle zu sehen.
Interview: Patrick Stahl